7. November 2022

Antigone in Parchim

Die Tragödie „Antigone“ ist nicht nur ein Werk, welches 442 vor Christus erstmalig aufgeführt wurde, sondern ebenso modern ein zeitgenössisches Bild von interaktiven Beziehungen vermitteln kann, wie man sie vom Beginn der Menschheit an beobachten konnte.

So begann auch der 17.10.2022 mit einer Vorstellung von der Tragödie, die entweder im Unterricht behandelt worden war oder mit Hilfe der Mitschüler auf einer mündlichen Inhaltszusammenfassung basierte. In beiden Fällen dominierte die Erwartung, dass die Darstellung des Dramas innerhalb des, durch Sophokles geschaffenen, Handlungsrahmen vonstattengehen würde.

Dem war allerdings nicht so. „Antigone“ wurde zwischen 10 Uhr und 11:30 Uhr in moderner und raffinierter Weise dargeboten. So kam es nicht nur zu einer Unterbrechung des Handlungsverlaufs, um einen Bezug zu uns herzustellen und die Leiden der Antigone bzw. das damalige Weltbild verständlich darzubieten, sondern ebenfalls zu einem sehr aufwendig gestalteten Personenwechsel, wobei die fünf anwesenden Darsteller jeweils bis zu drei Rollen einnahmen und somit die Vielfältigkeit der Handelnden optisch verdeutlichten. Es gelang demnach eine eindrucksvolle Darstellung, die gestützt wurde, durch ein, zwar sehr einfaches, aber gleichsam effektives Bühnenbild, welches durch ebendiese simple Aufmachung einen Spielraum für Fantasie und Individualismus bot.

Da das Theater in Parchim, in dem wir uns zu dem Zeitpunkt der Aufführung befanden, recht klein war, konnte die Lautstärke der Schauspieler angepasst und trotz dessen eine Verständlichkeit erzeugt werden. Obwohl die Charaktereigenschaften der zu spielenden Rollen, wie zum Beispiel die Aufgebrachtheit der Antigone, verursacht durch das erlassene Verbot, welches der Familie ein Begräbnis für Polyneikes entsagt, über ein Erheben der Stimme oder musikalische Untermalung trotzdem zum Ausdruck gebracht wurden, sobald es für den Handlungsablauf von Nöten und durch Sophokles Tragödie „Antigone“ mittels Regieanweisungen notwendig war.

Außergewöhnlich an der Darbietungsform der Tragödie waren neben den geplanten Wechseln, zwischen Rollenbild und einem Live-Stream, welche von einer qualitativen Stärke der Schauspieler zeugen, ebenfalls der Mut, „Antigone“ in solch moderner Form zu präsentieren. Darüber herrschte allerdings eine Uneinigkeit in der Klassenstufe 12, da die Erwartung einer, wie es im Buch beschriebenen, Handlung kontrovers zu der Meinung stand, dass eine solche Vermittlungsform die Effektivität unterstützt und somit der Inhalt klarer und vor allem in größeren Anteilen im Gedächtnis verbleibt.

Beide Meinungen teilen sich aber das Fazit, dass sich alle an die Aufführung entsinnen und „Antigone“ in Erinnerung behalten werden, ob nun besser in Buch – oder Theaterform ist dabei zweitrangig.

So wurde uns die Lebensgeschichte einer jungen Frau, die nicht nur unter dem Fluch des Ödipus leidet, sondern ebenso unter ihrem starken Willen, auf eigentümliche Weise vorgestellt. Die Darstellung der handelnden Figuren gelang dabei sehr gut, weil eben die Emotionen der Schauspieler nicht überdeutlich, allerdings schon existent, zu spüren waren. Die Rollen konnten sich auch in unseren Gedanken frei entwickeln.

Dabei kann das Theaterstück an alle weiterempfohlen werden, die sowohl die veraltete Sprache des Buches als nicht optimal ansehen, als auch an diejenigen, die Aufführungen schätzen, die zum eigenständigen Empfinden anregen und eine Basis, die vor dem Stück notwendig war, ausbauen.

Svea Gaebler (Klassenstufe 12)

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